Quelle: Erlanger Nachrichten vom 30.01.2016, Bericht von KATHARINA TONTSCH, Foto: Edgar Pfrogner
Der Tourismus und Marketing Verein hat eine neue Broschüre zur Bier- und Braukultur veröffentlicht.
Es ist zweifelsfrei der Höhepunkt, doch noch lange nicht alles: Was man in Erlangen abgesehen von der Bergkirchweih rund ums Thema Bier erleben kann, fasst die Neuauflage der Broschüre zur Bier- und Braukultur zusammen. Diesmal im Fokus: die (Hobby-) Brauer.
ERLANGEN – Bier war eigentlich nicht ihr Ding. Es hat ihr einfach nicht geschmeckt. Das erste Bier, was Petra Paulsen wirklich mochte, hat sie selbst gebraut. „Ich habe eine Brauereiführung bei Kitzmann gewonnen.“ Dort hat sie gesehen, wie viel Liebe die Hersteller in die Produktion des Gerstensafts stecken. Kurz danach besuchte die Erlangerin einen Braukurs bei der Volkshochschule. „Ich konnte mir einfach nicht vorstellen, dass man Bier auch daheim herstellen kann“, sagt Paulsen.
20 Jahre später braut sie regelmäßig – im eigenen Garten. Angefangen hat es mit einem 20-Liter Einwecktopf, heute verfügt sie über drei mobile Schlachtkessel.
„Wir brauen dann den ganzen Tag, Freunde kommen vorbei und helfen beim Rühren im Sudkessel mit.“ Eine Woche müsse das Bier dann gären, nach gut einem Monat ist es fertig. „Es ist etwas anderes, wenn man die Rohstoffe selbst vorher in der Hand hatte.“ Zusammen mit anderen Hobby-Brauern hat die 47-Jährige den Verein zur Förderung der Fränkischen Braukultur gegründet. Mittlerweile hat er 200 Mitglieder.
„Wir setzen uns für die Handwerkskunst des Brauens und das Kulturgut Bier ein.“ Das Besondere am Bier ist für Paulsen vor allem das Reinheitsgebot. „Es ist ein Qualitätsmerkmal.“
Nur vier Zutaten gehören in ein klassisches Bier: Gerstenmalz, Hopfen, Hefe und Wasser. Dennoch schmeckt keines gleich. „Die Zusammenstellung der Zutaten ist entscheidend“, sagt Paulsen. Es gebe verschiedene Sorten Malz, durch den Hopfen verschiedene Aromen. „Geschmack und Stärke kann man als Hobby-Brauer so ganz nach den eigenen Wünschen verändern.“
Mit abweichenden Zutaten zu experimentieren, würde ihr hingegen nicht einfallen. „Ich bin beim Brauen traditionsbewusst“, sagt Paulsen. Auch das ist ein Grund, warum sie in der neuen Broschüre zur Bier- und Braukultur in Erlangen eine Rolle spielt. Auf mehr als 70 Seiten hat der Tourismus und Marketing Verein (ETM) darin Infos rund um den traditionellen Gerstensaft zusammengestellt.
Dazu zählt der Erlanger Bierkalender mit Terminen rund um Kirchweihen und Veranstaltungen, aber auch eine Beschreibung der Biergärten sowie spezielle Brauereiführungen. Im September starten erneut Führungen der „BierKul-Tour“. Nicht fehlen dürfen Tipps zur Bergkirchweih und dem Brauereiweg mit 19 Stationen, die darauf verweisen, dass Erlangen tatsächlich einmal die bayerische Bierstadt war.
Der Schwerpunkt liegt auf dem Thema Bayerisches Reinheitsgebot, das bereits seit 500 Jahren besteht. Für die Hobby-Brauer ist das Grund zum Feiern. „Wir wollten das Jubiläum nicht einfach so verstreichen lassen“, sagt Paulsen. Deshalb organisiert ihr Verein am Tag des Bieres, am Samstag, 23. April, ein großes Fest. Auf dem Schlossplatz soll es zum Beispiel ein Schaubrauen geben. Auch die Traditionsbrauereien sind bei der Veranstaltung dabei.
Der Favorit: Märzen
„Das Reinheitsgebot ist das älteste Verbraucherschutzgesetz“, sagt Benjamin Kloos, Brauereimeister bei Kitzmann. „Es schreibt die Transparenz bei der Herstellung vor. Das ist aktueller denn je.“ Seit mehr als 300 Jahren gibt es die Brauerei bereits. Dass es immer mehr Hobby-Brauer in Erlangen gibt, freut Kloos. „Wir sind in engem Kontakt, versorgen viele mit Hefe.“ Angst, dass plötzlich alle nur noch ihr eigenes Bier trinken, hat er nicht. „Es ist kein Industrieprodukt. Wir profitieren von der Sensibilität der Brauer.“
Petra Paulsen zum Beispiel probiert mittlerweile auch gerne. „Ich habe eine andere Einstellung dazu entwickelt, versuche herauszuschmecken, was in welchem Maße drin ist.“ Am liebsten allerdings mag sie immer noch ihr Premieren Bier, das sie beim ersten Versuch gebraut hat. „Märzen. Das ist ein Frauenbier, es schmeckt süßer.“ Das wird übrigens auch in der Braukultur-Broschüre erklärt.